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Arztsymposium 2023 in Bamberg

Von chronischen Instabilitäten und schwierigen Patienten: Beim Arztsymposium 2023 in Bamberg wurden orthopädische und therapeutische Themen verknüpft

 

Pünktlich zur Veranstaltung zeigte sich das Wetter in Bamberg von seiner besten Seite: Traumhafter Sonnenschein und angenehme Frühlingstemperaturen ließen bei allen Teilnehmenden eine freudige Stimmung aufkommen. Die perfekten Voraussetzungen für einen offenen und intensiven Austausch beim Bamberger Arztsymposium. Auch im Jahr 2023 folgten wieder viele Orthopäden und Unfallchirurgen aus Deutschland und Österreich der Einladung von Ofa zum Arztsymposium nach Oberfranken. Neben vielfältigen orthopädischen Themen zu Sprunggelenk und Hand standen der Einblick in den Arbeitsalltag einer Ergotherapeutin sowie der Umgang mit schwierigen Patienten auf dem Programm.

Die Veranstaltung startete nach einer kurzen Begrüßung durch die Gastgeberin Michaela Lundius, Leiterin der Ofa Akademie (Ofa), mit dem Vortrag von Dr. med. Thomas Jurda. Der am Lubinus Clinicum in Kiel tätige Fußchirurg informierte über Fehlstellungen des unteren Sprunggelenks und stieg direkt mit einer amüsanten Begleiterscheinung seines Berufs ein: „Ich kann keine Treppe mehr benutzen, ohne die Knickfüße der Personen vor mir zu analysieren“, erklärte der Fußchirurg. Nach dem unterhaltsamen Einstieg stellte er in einem spannenden Vortrag verschiedene OP-Techniken für das untere Sprunggelenk vor und gab Tipps zur Platzierung der Schrauben bei der Operation. Zum Abschluss schilderte er eindringlich die ungewöhnliche Leidensgeschichte einer Patientin, die neben einer schweren Deformierung ihres Sprunggelenks vor allem mit Corona-bedingten Einschränkungen, wie der Verschiebung von Operationen, zu kämpfen hatte.

Hellhörig sein, um Arthrose zu vermeiden

Im Anschluss referierte Dr. med. Boris Wesseler vom Ev. Diakonissenkrankenhaus in Leipzig über den Umgang mit Syndesmosenverletzungen. Er hob die dynamische Durchleuchtung als bestes diagnostisches Mittel hervor und klärte über Therapiemethoden bei der Syndesmosenruptur auf. Als Arzt müsse man „hellhörig werden, wenn beim Patienten das Gefühl einer Syndesmoseninstabilität nicht besser wird“, so der Mediziner. Sonst würde die Gefahr einer chronischen Instabilität sowie einer fortschreitenden Arthrose bestehen.

Im folgenden Vortrag wechselte die thematisierte Körperregion vom Sprunggelenk zur Hand. Eine dreiviertel Stunde lang informierte Dr. med. Knut Jägersberg über arthroskopische Diagnostik- und Operationsmöglichkeiten. In seinem „Rundumschlag zur Handarthroskopie“ zeigte er die unterschiedlichen Zugänge für die Operation auf. Das Finden jener Zugänge beschrieb er als „reines Handwerk“. Anschließend thematisierte er Setup und Aufbau seines Operationssaals, um abschließend beeindruckende Kameraaufnahmen aus durchgeführten Operationen zu zeigen. Die Aufnahmen boten einen intensiven Einblick in die filigrane Vorgehensweise der Arthroskopie.

Nach einer kurzen Kaffeepause, bei der alle Teilnehmenden draußen die Sonnenstrahlen genossen, gab Frau Helena Layzell einen Einblick in ihren Berufsalltag als Ergotherapeutin. Sie klärte über die Notwendigkeit von Ergotherapie auf und zeigte anhand von Videomaterial, wie sie die ärztliche Versorgung im Aktivbereich unterstützt und Patientenaufklärung betreibt. Dabei hob sie besonders die Wichtigkeit der interdisziplinären Kommunikation hervor, denn „nur durch den Austausch zwischen Arzt, Sanitätsfachhandel und Ergotherapie kann der Patient bestmöglich versorgt und erfolgreich behandelt werden“, betonte Layzell.

 

„Was stört Sie genau?“

Den letzten Vortrag des Tages hielt die Kommunikationstrainerin Marie-Theres Braun. Mit ihrer offenen und direkten Art bildete sie den perfekten Abschluss der interessanten Vortragsreihe. Von Beginn an tauschte sie sich intensiv mit den Anwesenden aus. Direkt zu Beginn fragte sie, ob sich der Umgang mit den Patienten in den vergangenen drei Jahren verschlechtert habe. Die klare Mehrheit der Teilnehmenden bejahte dies. So sei durch Corona der persönliche Umgang so eingeschränkt worden, dass sich „Frust und Missmut regelrecht angestaut hätten“, war es aus dem Feld der Teilnehmenden zu hören. Viele würden diese Gefühle dann bis in die Arztpraxis tragen, um sie dort abzuladen. Solche Aussagen griff Braun auf und zeigte mit praktischen Übungen, wie Körpersprache und das Gefühl gehört zu werden, die Schlüssel sind, um problematische Situationen aufzulösen und auch schwierigen Patienten Raum zu geben. „Zwar benötigen die Patienten dann längere Gesprächsanteile als nur 18 Sekunden, aber Eskalationen werden so vermieden“, argumentierte Braun. Auch das direkte Ansprechen von Emotionen mit Sätzen wie „Das ist ärgerlich für Sie“ stellte sie als Taktik vor. Dadurch könne der „Luftballon der Emotionen“ zwar im ersten Moment beim schwierigen Patienten platzen, würde aber ebenso schnell wieder in sich zusammenfallen, da das Gefühl des Gehörtwerdens einsetzt.

(v.l.n.r.): Dr. med. Thomas Jurda, Dr. med. Boris Wesseler, Michaela Lundius (Leitung Ofa Akademie), Dr. med. Knut Jägersberg, Helena Layzell.