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Aktuelle Einblicke in die orthopädische Praxis

Ärztlicher Kreisverband Bamberg veranstaltet eintägiges Seminar für Orthopädie und Unfallchirurgie.

Rege Diskussionen und ein fundierter fachlicher Austausch - das erwartete die Teilnehmer beim Bamberger Seminar für Orthopädie und Unfallchirurgie, das am 18. Oktober im Hotel Residenzschloss in Bamberg stattfand. Vier Referenten, darunter der fachliche Leiter des Seminars Dr. med. Wolfgang Willauschus, teilten ihre Erfahrungen aus Praxis und Forschung mit rund 65 Ärztinnen und Ärzten im Publikum.

Als Sportphysiotherapeut der deutschen Fußball-Nationalmannschaft berichtete Wolfgang Bunz über das Therapiemanagement bei Inversionsverletzungen des oberen Sprunggelenks. Bei der Akutversorgung komme es auf die wichtigen ersten Minuten nach der Verletzung am Spielfeldrand an, weiß der Ulmer Physiotherapeut. Dabei gelte noch immer die PECH-Regel - Pause, Eis, Compression, Hochlagern. Häufig werde die erste Phase übergangen, der Knöchel zu spät untersucht und zu früh wieder belastet, was eine chronische Instabilität zur Folge haben könne. Den Phasen der Wundheilung entsprechend rät Bunz für die Entzündungsphase in den ersten Tagen zur Ruhigstellung in Kombination mit physiotherapeutischen und osteopathischen Maßnahmen. Die Behandlungen der anschließenden Proliferationsphase geben funktionale Reize zur Wiederherstellung der Stabilität, etwa durch Stimulierung der Propriozeption. Nach einer Konsolidierungsphase und insgesamt sechs bis acht Wochen ist die primäre ligamentäre Stabilität wiederhergestellt. Jedoch besteht noch bis zur zwölften Woche eine erhöhte Gefahr der Retraumatisierung, warnt Bunz.

Dr. med. Wolfgang Willauschus referierte aus seinen Erfahrungen in der orthopädisch-unfallchirurgischen Praxisklinik alphaMED und in der Belegklinik am Heinrichsdamm in Bamberg über die Behandlung des Plattfußes bei Kindern und Erwachsenen. Bei Kindern bis zehn Jahren sei eine operative Behandlung von Knick-Plattfüßen meist gar nicht notwendig. Vielmehr empfiehlt Dr. Willauschus häufiges Barfußlaufen und Fußgymnastik, um das Fußgewölbe zu stärken. Auch bei älteren Kindern sei ein chirurgischer Eingriff nur bei ausgeprägten Schmerzen und Vermeidungsverhalten notwendig. Ein flexibler Knick-Plattfuß könne dann mit der Sinus Tarsi Spacer Technik operativ behandelt werden. Diese minimalinvasive Methode bietet eine gute Korrekturwirkung, bei Bedarf auch in Kombination mit der Verlängerung des M. Gastrocnemius. In Bezug auf Erwachsene erläuterte Dr. Willauschus den Pathomechanismus des Plattfußes, insbesondere das neuerdings bekannte Tibialis posterior Dysfunktionssyndrom und dessen stadiengerechte konservative und operative Therapie. Er betonte die kontinuierliche Verschlechterung des Befundes und die Möglichkeit einer gelenkerhaltenden operativen Therapie im Anfangsstadium im Gegensatz zu Versteifungsoperationen in fortgeschrittenen Fällen.

Über die Behandlung mechanischer Präarthrosen des Hüftgelenks sprach PD Dr. Stefan Fickert vom Sporthopaedicum Straubing. Er unterstrich die Bedeutung des chondrolabralen Komplexes, die durch die Forschung der letzten Jahre besser verstanden wurde. Die Gelenklippe könne als das "Kreuzband der Hüfte" betrachtet werden, so der Referent. Grundsätzlich sei bei der Therapie des Labrums die Refixation der Resektion des Labrums vorzuziehen. Durch eine sachgerechte Behandlung von Knorpel-Labrumläsionen ließen sich Folgeschäden vermeiden. Je nach Art und Größe des Knorpeldefekts werden unterschiedliche arthroskopische Verfahren angewandt wie Fibrinfixierung, Mikrofrakturierung oder Chondrozytentransplantation. Voraussetzung für den Therapieerfolg sei jedoch die Behandlung der ursächlichen Pathologie - einer Dysplasie oder eines femoro-acetabulären Impingements (FAI). Um die immer noch geringe wissenschaftliche Evaluation in diesem Bereich voranzutreiben, hat PD Dr. Fickert das Hüftmodul des Knorpel-Registers bearbeitet. In dieser multizentrischen Datenbank werden Patienten nach einer Knorpeltherapie registriert, um mehr Informationen über den Langzeiterfolg verschiedener Behandlungsmethoden zu erhalten.

Die Vor- und Nachteile von Arthrodesen und Endoprothesen in der Hand beleuchtete PD Dr. med. habil. Olaf Bach aus dem Weimarer Sophien- und Hufeland-Klinikum. "Entscheidend ist der Patient", weiß er aus seiner Arbeit als Chefarzt der dortigen Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie. Ob Gelenke, die durch Arthrose oder Arthritis geschädigt sind, versteift oder künstlich ersetzt werden, hinge beispielsweise davon ab, ob beide Hände betroffen sind und welchen Belastungen sie ausgesetzt sind. Eine Arthrodese hält in der Regel ein Leben lang und befreit das Gelenk dauerhaft von Schmerz, so der Referent. Allerdings könne die Versteifung Folgeschäden in angrenzenden Gelenken verursachen - gerade an den komplexen Gelenken der Hand. Mit einer Endoprothese bleiben dem Patienten in der Regel etwa 50 Prozent der Beweglichkeit erhalten, jedoch ist die Haltbarkeit der künstlichen Gelenke begrenzt. So müssen zum Beispiel 10 Prozent der Gelenke in den ersten 10 Jahren ausgetauscht werden, erläuterte PD Dr. Bach. Ein Mittelweg zwischen Arthrodese und Gelenkersatz seien Resektionsarthroplastiken, die Schmerzen lindern, die Beweglichkeit zum Teil erhalten und in beide Richtungen konvertierbar sind.

Mit seinen vielfältigen Themen war das halbjährlich stattfindende Seminar auch dieses Mal wieder eine gute Möglichkeit zur fachlichen Weiterbildung, die von der Akademie für Fortbildung der Bayerischen Landesärztekammer anerkannt und zertifiziert wird. Darüber hinaus bot das Rahmenprogramm die Möglichkeit zum Austausch in ungezwungener Atmosphäre. Die Organisation des Seminars hatte der Ärztliche Kreisverband an den Sponsor Ofa Bamberg übertragen. Die nächste Veranstaltung findet am 14. März 2015 statt.

 

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Pressemitteilung 318,8 KB
Bildmaterial Seminar Orthopädie und Unfallchirurgie 3,6 MB