Brustversorgung und Armlymphödem nach Brustkrebs

Die Diagnose Brustkrebs ist ein einschneidendes und vor allem lebensveränderndes Ereignis im Leben einer Frau. Die Folgen der Brustkrebs-Therapie können noch Jahre danach sichtbar und spürbar sein. Daher haben wir das Ziel, zusammen mit dem medizinischen Fachhandel brustkrebserkrankte Frauen frühzeitig aufzuklären, um mit qualitativ hochwertigen Hilfsmitteln das Wohlbefinden und Selbstvertrauen zurückzugewinnen und die Lebensqualität wieder zu steigern. Außerdem ist es uns ein Anliegen, den Betroffenen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und unser Wissen zu teilen. Hier findest du alle Informationen zu Diagnose und den Therapiephasen von Brustkrebs bis hin zur möglichen Folgeerkrankung Armlymphödem und unseren Hilfsmitteln, sowie Organisationen, die dich auf deinem Weg unterstützen. 

Diagnose und Therapie bei Brustkrebs

Es beginnt mit einer Auffälligkeit, mit einem „Knubbel", der da nicht hingehört. Es folgen etliche Untersuchungen, dann die Gewissheit, dann der Schock, Wut, Angst. Entscheidungen stehen an, Fragezeichen kommen dazu. Brustkrebs zählt zu den häufigsten Krebserkrankungen, die eine Frau bekommen kann. Doch es gibt Hoffnung: Die Medizin hat zahlreiche Therapien entwickelt, die dir bei der Behandlung helfen.

Brustkrebs ist die am häufigsten diagnostizierte Krebsart bei Frauen mit jährlich zwei Millionen neuen Fällen weltweit. Im Laufe ihres Lebens erkrankt im Durchschnitt eine von acht Frauen an Brustkrebs. Statistisch gesehen wird der Krebs bei den meisten Betroffenen im Alter zwischen 50 und 60 Jahren festgestellt. Dank guter Diagnostik, fortschrittlicher Therapiemöglichkeiten und OP-Methoden liegt die relative 5-Jahres-Überlebensrate mittlerweile bei 90 %.

Auf die Diagnose Brustkrebs folgt die operative Entfernung des Tumors und ggf. der betroffenen Lymphknoten. Heutzutage werden etwa 70 % der Frauen brusterhaltend operiert1 – in rund 30 % der Fälle wird die ganze Brust abgenommen. 40-60 % der Frauen, die eine brusterhaltende Operation hatten, lassen sich ein zweites Mal operieren. Der Grund dafür sind Tumorrezidive oder ein nicht zufriedenstellendes Operationsergebnis. Letzteres trifft auf 10- 40 % der Frauen weltweit zu. Da Operationen und Folgebehandlungen mitunter schwerwiegende Eingriffe darstellen, steigt auch das Risiko von Folgeerkrankungen. Etwa 20-30 % der brustoperierten Frauen entwickeln im Anschluss an die Behandlungen ein Arm- oder Thorax-Lymphödem.

1 Jahresbericht der zertifizierten Brustkrebszentren Kennzahlenauswertung 2021. Auditjahr 2020 / Kennzahlenjahr 2019.

Operative Therapien:

  • Brusterhaltende Operation (BET)
  • Brustentfernung (Mastektomie)
  • Brustaufbau (Rekonstruktion)

Zusätzliche Therapien:

  • Hormontherapie
  • Chemotherapie
  • Strahlentherapie

Wichtige Organisationen:

Folgeerkrankung Armlymphödem

Viele Patientinnen entwickeln nach der Operation, ob Mastektomie oder BET, ein Lymphödem, ohne es zu wissen. Dass betroffene Frauen die Symptome frühzeitig erkennen und entsprechend handeln, ist hier unser größtes Ziel und in unseren Augen die beste Chance, das Leben der Betroffenen spürbar zu verbessern. Sind Bestandteile des Lymphsystems geschädigt oder fehlen, sammelt sich Flüssigkeit im Gewebe an, die nicht abtransportiert werden kann. Dies führt zu einem Flüssigkeitsstau und zu einer Schwellung, die als Lymphödem bezeichnet wird. Je nachdem, ob ein Lymphödem angeboren ist oder sich erst im Laufe des Lebens entwickelt, wird zwischen primärem und sekundärem Lymphödem unterschieden. Bei sekundären Lymphödemen wird der natürliche Lymphabfluss durch äußere Einwirkungen gestört. Im Hinblick auf eine Brustkrebserkrankung können operative Maßnahmen zur Schädigung von Lymphgefäßen oder Entfernung von Lymphknoten führen. Auch zusätzliche Therapien, wie Strahlen- oder Chemotherapie, können Ursachen für eine Ödembildung sein.

Symptome des Armlymphödems

Ein Lymphödem lässt sich aufgrund verschiedener Merkmale feststellen. Vor allem optische Veränderungen an Armen oder Fingern geben erste Hinweise. Je nach Schweregrad können folgende Anzeichen auf ein Lymphödem hindeuten:

  • Der Daumentest ist positiv: Eine eingedrückte Delle bildet sich nur langsam zurück.
  • Die Haut spannt, ist leicht verfärbt und anfällig für Entzündungen.
  • Zunehmende Hautveränderungen werden sichtbar. Es können tiefe Hautfalten und Bläschen entstehen.
  • Das Stemmer´sche Zeichen tritt auf: Hautfalten über den Fingern lassen sich kaum, bis gar nicht abheben.
  • Arm und/oder Hand der betroffenen Seite sind geschwollen.

 

Der Schweregrad eines Lymphödems wird in der Medizin in folgende Stadien eingeteilt:

Stadium 0 Latentes (unsichtbares) Ödem: Das Lymphsystem ist bereits geschädigt, die Betroffenen sind jedoch noch beschwerdefrei.

Stadium I Reversibles (umkehrbares) Ödem: Das Lymphsystem ist gestört. Die Schwellungen bilden sich durch Hochlegen der betroffenen Gliedmaßen noch vollständig zurück. In das Ödem kann eine Delle gedrückt werden, der Daumentest ist positiv.

Stadium II Irreversibles (nicht umkehrbares) Ödem: Das Gewebe hat sich vermehrt und verhärtet. Dellen können kaum noch eingedrückt werden und erste Hautveränderungen werden sichtbar.

Stadium III Gigantisches Lymphödem: Die Schwellungen nehmen extreme Formen an und es können Verdickungen sowie warzenähnliche Wucherungen entstehen. Hautveränderungen sind stark ausgeprägt. Die Haut ist empfindlich und anfällig für Infektionen.

 

Die Stadien eines Armlymphödem
Stadien eines Lymphödems

Therapie beim Armlymphödem

Ein Ödem muss behandelt werden, da sich der Zustand sonst rapide verschlechtern kann. Als Behandlungsmethode hat sich die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE) bewährt. Bei frühzeitiger Behandlung ist es möglich, ein Lymphödem in das Stadium 0 zurückzuführen. Auch bei späterem Therapiebeginn lässt sich der Zustand deutlich verbessern. Die KPE, bestehend aus den fünf Bausteinen Manuelle Lymphdrainage, Kompression, Bewegung, Hautpflege, Selbstmanagement und Aufklärung, zeigt sich bei regelmäßiger und konstanter Anwendung als sehr wirksam. Jeder der fünf Therapiebausteine ist gleichermaßen wichtig. Alle Einzelmaßnahmen tragen nur im Zusammenspiel zum Erfolg der Behandlung bei.

Behandlungsziele der KPE:

  • Verbesserung der Lebensqualität von Betroffenen
  • die angestaute Flüssigkeit abtransportieren
  • den Lymphfluss verbessern
  • der Gewebsverhärtung und -vermehrung entgegenwirken
  • die Beweglichkeit und die Funktion der Muskelpumpe verbessern

Die Therapiebausteine der KPE werden in zwei Phasen eingesetzt, wobei es immer wieder vorkommen kann, dass sich die beiden Phasen überschneiden. Zudem können die Bestandteile der KPE in Hinblick auf die Häufigkeit durch deinen behandelnden Arzt entsprechend angepasst werden.

Ofa Produktlösungen bei Armlymphödem

Phase I: Die Entstauungsphase

In der ersten Phase soll angestaute Flüssigkeit abtransportiert werden, um das Lymphödem zu verringern. Je nach Stadium kann die Phase I zwischen drei Wochen und mehreren Monaten dauern. Ein stationärer Aufenthalt bietet sich gerade für diese Phase der KPE besonders gut an, immer mit dem Ziel, die betroffene Stelle maximal zu entstauen und das Umfangsmaß so weit wie möglich zu reduzieren.

Phase II: Die Erhaltungsphase

Die zweite Therapiephase soll das Ergebnis der Phase I erhalten und verbessern. Für gewöhnlich wird die Erhaltungsphase dauerhaft weitergeführt, da eine Unterbrechung den Zustand des Ödems verschlechtern würde. Die Phase II hat daher das Ziel, die Maßnahmen auf ein Minimum zu reduzieren, ohne dass sich der Zustand des Lymphödems verschlechtert, und dem Patient Lebensqualität zurückzugeben.

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Ofa Bamberg setzt mit seinen zwei Flachstrick-Qualitäten Lastofa Forte und Lastofa Extra bei der Versorgung von Lymphödem-Patientinnen auf die Vorteile reiner Naturfasern. Denn neben der exakten Passform und Stricktechnik legen wir besonders hohen Wert auf Tragekomfort.

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Unterstützung für das Leben mit Lymphödem

Da die Erkrankungen nicht nur körperlich, sondern auch seelisch belasten, hilft das Wissen, dass du mit der Diagnose nicht allein bist. Vielerorts gibt es mittlerweile Lymphnetzwerke. In diesen Netzwerken schließen sich die an der Therapie beteiligten Sanitätshäuser, Physiotherapeuten und Ärzte, aber auch andere Akteure zusammen und koordinieren die Behandlung. Viele Netzwerke bieten regelmäßig Informationsveranstaltungen für Patienten an.

Deutsche Gesellschaft für Lymphologie: www.dglymph.de

Bei der Lymphselbsthilfe e. V. – dem Bundesverband für lymphostatische Erkrankungen – finden Betroffene detaillierte Informationen zu Ödemerkrankungen, der richtigen Therapie und zum Selbstmanagement. Außerdem bietet der Dachverband Unterstützung bei der Gründung einer Selbsthilfegruppe und eine Übersicht aller Lip- und Lymphödem-Selbsthilfegruppen in Deutschland.

Lymphselbsthilfe e.V. www.lymphselbsthilfe.de

Im Internet gibt es zudem zahlreiche Foren, in denen sich Betroffene über ihre Erfahrungen austauschen können. Oftmals sind auch Spezialisten in diesen Foren vertreten, die dir mit medizinischem Rat zur Seite stehen. Foren für Betroffene:

LymphNetzwerk & Ödem Forum

Lip-/Lymphödem Forum Deutschland

Sprechblase nicht den Mut verlieren